Projektbericht
Exkursion in den „OPEL-Wald”

Das Waldgebiet westlich des OPEL-Werks bis Einsiedlerhof ist im Flächennutzungsplan Kaiserslautern als Industrieerweiterungsgebiet oder Gewerbegebiet vorgesehen.
Das Gebiet zwischen dem Opelwerk und dem Industrie- und Gewerbegebiet im Einsiedlerhof ist seit Jahren der Natur überlassen. Jetzt wurde in mehreren Zeitungsartikeln und in Broschüren der IHK und der WFK zumindest zwischen den Zeilen gefordert, dass in diesem "relativ wertlosen Gebiet" die Natur weichen und neuen Industrie- und Gewerbeansiedlungen Platz machen soll. In die Öffentlichkeit kommen fast nur Positionen, beispielsweise über die Erfolge und Positionen der Wirtschaftsförderung vom 27.04.2008 vor, in denen natürlich aus Sicht der Wirtschaftsförderung mit Formulierungen wie "Es brummt, aber es fehlen Flächen" immer wieder eine Neuinanspruchnahme von bisher nicht bebauten Flächen gefordert wird.
Dem schließt sich dann leider auch das Referat Stadtentwicklung mit folgender Formulierung an: "In naher Zukunft sollen nach Aussage Frohbergers die baurechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden, um das nicht genutzte Gelände des Opelwerkes vermarkten zu können. Das sei auch für die Zukunft des Opelstandortes Kaiserslautern von großer Bedeutung". Hier wird durch Formulierungen wie "nicht genutztes Gelände" und die Verbindung mit der Existenzfrage des Opelstandortes in zu einfacher Weise und unnötig polarisierend wieder eine unnötige Konfrontation von Naturschutz und Arbeitsplätzen dargestellt. Die Rheinpfalz hat dies dann leider auch noch in einem Kommentar mit der Überschrift "Stillstand verhindern" versehen. All dies dürfte in der heutigen Zeit, in der inzwischen weit mehr Arbeitsplätze durch naturschutzorientierte Technik geschaffen werden, als durch sie verloren gehen, nicht derart vereinfacht, oft falsch oder polarisierend dargestellt werden. Gerade die einstimmig von allen Parteien auf Bundesebene vereinbarte Reduzierung von Flächenneuinanspruchnahme zeigt deutlich, dass eine Ausweisung oder Bevorratung von fertigen Industrie- und Gewerbeflächen ohne einen konkret für den Einzelfall nachgewiesenen Bedarf nicht mehr in die heutige Zeit passen darf!
Es ist die Aufgabe der Wirtschaftsförderung die Ansiedlung von Unternehmen zu fördern, vorzubereiten und zu erleichtern - ohne Berücksichtigung der Natur. Die Aufgabe der Naturschutzverbände sieht gegensätzlich aus: Wir müssen primär den Aspekt des Umwelt- und Naturschutzes vertreten. Das gemeinsame Ergebnis sollte dann möglichst im optimalen Kompromiss für alle betroffenen Interessen liegen.
Wie sieht die Natur in diesem Waldgebiet aus? Welche schützenswerten Arten (Pflanzen und Tiere) haben sich dort entwickelt? Wenn ja, wie soll damit verfahren werden?
Um als anerkannte Naturschutzverbände qualifiziert mitdiskutieren zu können - wir werden bei Planungsverfahren zur fachlichen Stellungnahme aufgefordert - hat der NABU für den 27.04.2008 zu einer geführten Exkursion in dieses vielen Kaiserslauterern unbekannte Gebiet eingeladen. Als wirklich tollen Referenten konnten wir Otto Schmidt gewinnen (Vielen Dank an Herrn Schmidt. Es war wirklich super).
Bekannte Vorkommen bereits vor der Exkursion:
• nach EU-Vogelschutzrichtlinie: Grün- und Schwarzspecht, Braunkehlchen, Baumpieper; Heidelerche, weitere
geschützte Vogelarten werden erwartet
• nach FFH-Richtline Anhang V -Arten: Zaun- und Mauereidechse, evtl. Schlingnatter, 6 verschiedene
Fledermausarten, Kammmolch, weitere Arten werden erwartet
• 19 Heuschreckenarten (10 Arten landesweit bestandsgefährdet) Warzenbeißer, Blauflügelige Ödlandschrecke,
Kurzflügelige Beißschrecke
• 12 Schmetterlingsarten (5 Arten nach BArtSchV besonders geschützt): Wiesenvögelchen, Kaisermantel, Feuerfalter,
Magerrasen-Perlmuttfalter, Hauheckel-Bläuling
• 6 Libellenarten (alle nach BArtSchV besonders geschützt)
• nach §28 LNatSchG geschützte Fläche mit großem Vorkommen der Rauschbeere (Moorbeere), Rote Liste 3
Interessant ist für das insgesamt 68 Hektar große Gebiet auch die Vielfalt der seltenen Lebensräume. Der nördliche bis mittlere Bereich ist über einen großen Teil des Jahres durch den hohen Grundwasserstand geprägt. Bereits in Gräben und Mulden nur 20cm unter dem Geländeniveau steht dann das Wasser. Dort existiert seit über 20 Jahren ein einem Niedermoor ähnlicher Lebensraum mit vielen toten, noch stehenden Birken, mit Moorbeere und Kammmolch. Im Süden befindet sich ein trockeneres, sandiges Gebiet mit einer gänzlich anderen Artenvielfalt.
Ausgesprochen gefreut haben wir uns über die zahlreiche Beteiligung durch Mitglieder der anderen Naturschutzverbände und viele interessierte Bürger. Auch Mitarbeiter aus der Verwaltung, des Forstes und von Opel waren mit dabei.
Ein besonders interessanter Fund war ein leider toter Fund eines großen Kammmolches (siehe Bilder).
Nachtrag Anfang 2009: Es scheint sich inzwischen heraus zu stellen, dass die verschiedenen Lebensräume so schützenswert sind, dass von einer weiteren Umsetzung eines Bebauungsplanes wohl abgesehen werden wird.
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