Fremde erobern Deutschland
Sie kommen mit dem Schiff, mit dem Flugzeug, per Bahn oder auf der Straße. Manche kommen aus eigener Kraft; andere werden freigelassen oder ausgesetzt. Manche gelten als harmlos, doch es gibt auch aggressive und verdrängende Invasoren.
Die Rede ist von Neozoen, tierischen Neubürgern in Mitteleuropa. Neozoen sind Tierarten, die nach 1492 unter direkter oder indirekter Mitwirkung des Menschen in ein bestimmtes Gebiet gelangt sind und dort wild leben. Geschah das vor 1492, so spricht man bereits von Archäozoen. Etabliert sind sie, wenn sie mindestens drei Generationen frei in einem entsprechenden Gebiet existieren und sich fortpflanzen.
In Deutschland gibt es bereits über 1400 Neozoen, davon etwa 700 marine , d. h. wasserlebende Tiere. Einige der bekanntesten hiervon sind Signalkrebs, Wollhandkrabbe. Am einigen Teichen hat sich der amerikanische Ochsenfrosch bereits zur Plage entwickelt. Zu den zahlreichen, neu in Deutschland eingewanderten Insekten gehören Wespenspinne, der Bienenparasit Varroa-Milbe, die Reblaus, der Kartoffelkäfer, die Mehlmotte oder die Wollige Napfschildlaus.
Auch einige Wirbeltiere gelten als Einwanderer in Deutschland. Zu den bereits lange angesiedelten Archäozoen zählen Damhirsch, Wildkaninchen und Wanderratte. Neuer sind beispielsweise Waschbär, Mufflon, Kanadischer Biber, Streifenhörnchen, Silberkarpfen oder Regenbogenforelle. Türkentaube, Jagdfasan, verschiedene Enten und Gänse oder Halsbandsittich gehören zu den etwa 400 nachgewiesenen Vogelarten unter den Neozoen.
Der Zoologe und Archäologe Christoph Bernd referiert für den NABU Kaiserslautern und Umgebung am Dienstag, den 16.01.07. um 19 Uhr zum Thema "Fremde erobern Deutschland - tierische Neubürger" auf welchem Weg sie hergekommen sind und welche Auswirkungen sie auf unsere heimischen Tiere und Lebensräume haben. Die Veranstaltung findet im evangelischen Gemeindezentrum Erzhütten statt.