Projektbericht
Sicher zum Laichgewässer
Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 52, 02.03.2019, von Monika Klein
Ende Februar wird es höchste Zeit für Paul Breyer und Stefan Flohr-Gries aktiv zu werden. Die beiden Tierfreunde vom Naturschutzbund Kaiserslautern (NABU) und dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) setzen sich seit Jahren gemeinsam für den Amphibienschutz ein – das bedeutet, jetzt dafür zu sorgen, dass Kröten, Frösche und Molche sicher zu ihrem Laichgewässer gelangen. Am Donnerstagvormittag standen sie bei einer Gemeinschaftsaktion bereit, um das Aufstellen eines Schutzzaunes im Neuhöfer Tal durch den Landesbetrieb Mobilität (LBM) zu überwachen.
Ein Teil der 100 Meter langen, grünen Schutzfolie ragt bereits in die Höhe. Vier Mitarbeiter der Straßenmeisterei Kaiserslautern sind dabei, sie im Boden zu verankern und die straßenabgewandte Seite mit Erdreich aufzufüllen. Auch werden schon erste Löcher für die Auffangeimer ausgehoben, in die Frosch, Kröte und Co. auf ihrem Weg vom Winterquartier zum Sägmühlweiher und damit zur Hochzeitsnacht plumpsen sollen. Bestückt sind sie mit etwas Reisig und Halmen, damit sie nicht für Käfer und andere Insekten zu einer Todesfalle werden.Auf einer Gesamtlänge von dreieinhalb Kilometern queren die Kaltblüter die Straße. Am nun gesicherten Abschnitt findet die Hauptwanderung statt. Gäbe es den Zaun nicht, würde die Kreisstraße hier zu einem blutigen Massengrab werden. Nabu-Mitglied Breyer führt seit 2013 Buch über Anzahl und Art der Tiere, die in einer Saison diesen Weg nutzen. „Es sind durchschnittlich 1000 Kröten, 20 Frösche und 30 bis 50 Molche“, erzählt er. „Es waren aber auch schon 1800 Kröten oder nur 450.“
Wann sie sich aufmachen, ist stark wetterabhängig. „Ideal ist es, wenn es nachts geregnet hat und die Temperaturen über dem Gefrierpunkt liegen.“ Die derzeit überaus milden Temperaturen hätten die Tiere noch nicht aus ihrer Winterstarre geweckt. Sind aber die Bedingungen gut, kommen sie in Scharen aus ihren Verstecken. „Dann muss man schnell vor Ort sein“, sagen die Tierschützer. Denn Tausende der ortstreuen Tiere machen sich auf, da sind die Eimer im Nu gefüllt.
Breyer hat seit Jahren ein Team aus ehrenamtlichen Helfern um sich geschart, das von fünf Uhr morgens bis in die Nacht hinein mehrmals täglich am Zaun entlang patrouilliert. Auch er selbst und Flohr-Gries kontrollieren die Eimer, um die Amphibien auf der gegenüberliegenden Straßenseite nahe beim Kottelbach mit seinen Nasszonen und dem Sägmühlweiher wieder in die Freiheit zu entlassen. Zusätzlichen Schutz soll ein weiterer dahinterliegender Wall, eine 70 Meter lange Holzkonstruktion, bieten. Dieser Teil beginnt an dem einmündenden Forstweg.
Waren es in den Vorjahren die Amphibienfreunde, die den Zaun aufgestellt haben, ist es nun die Straßenmeisterei und damit der LBM. Sicherheit und Haftung sind ausschlaggebend, deshalb tragen die Amphibiensammler Warnwesten. Auch wurden Warnschilder aufgestellt und eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Kilometern pro Stunde eingerichtet.
Wenn Ende April das große Ablaichen vollbracht ist, kehren die Amphibien in ihren Landlebensraum zurück. Beobachten die Tierschützer die ersten Rückkehrer, lupfen sie den Zaun und informieren den LBM, damit er abgebaut und nicht zu einer unüberwindbaren Hürde wird. Ab Juni wandern dann die Jungtiere von ihrer feuchten Kinderstube in den Wald. Etwa so groß wie ein Fingernagel und damit für einen Autofahrer nicht auszumachen, hüpfen sie zu Tausenden über den Asphalt. Dann können die Tierschützer wenig tun. „Wer’s schafft, der schafft’s“, bedauern Breyer und Flohr-Gries.
Umso mehr freut es Flohr-Gries, dass er am frühen Freitagmorgen bei seinem ersten Rundgang 96 Frösche und einen Molch in den Eimern gefunden und sicher über die Straße gebracht hat. „Das war eine Punktlandung. Das hatten wir so noch nie.“
Quelle:Ausgabe Die Rheinpfalz Pfälzische Volkszeitung - Nr. 52
Datum: Samstag, den 2. März 2019
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