Eine Kernzone ist ein besonders geschützter Bereich im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen. Aber warum hat Kaiserslautern eigentlich eine Kernzone im Stadtwald? Wo liegt dieses Schutzgebiet, wer hat es geschützt und wie schaut dieser Schutz und die zukünftige Entwicklung dort aus?
Im Jahre 1992 verlieh die UNESCO dem Naturpark Pfälzerwald die Anerkennung als Biosphärenreservat. Damit wurde er zu einem von inzwischen 564 international repräsentativen Modellregionen, in denen Umweltschutz und Wirtschaft verträglich koordiniert oder Mensch und Natur einträchtig zusammen leben sollen. 1998 folgte der Zusammenschluss mit dem benachbarten französischen Naturpark zum grenzüberschreitenden Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen. Damit wurde eine Naturregion zusammengeführt, die im wahrsten Sinne des Wortes zusammengehört. Schließlich haben der an Frankreich grenzende südliche Pfälzerwald, der Wasgau, und die Vogesen (französisch „Vosges“) sogar sprachlich den gleichen Ursprung.
Der überweigende Teil des Biosphärenreservats ist von Wäldern bewachsen, die fast das gesamte Bergmassiv "Vogesen-Pfalz" bedecken. Diese geografische Einheit, mit dem größten Waldgebiet Westeuropas, gehört nach wie vor zu den sehr dünn besiedelten Räumen. Das hat die Erhaltung einer vielfältigen Natur ermöglicht. Es konnten sich Wildkatzen, Fledermäuse, Wanderfalken oder Zaunammern, ja seit neuestem sogar wieder Luchse, ihren Lebensraum zurückerobern.
UNESCO-Biosphärenreservate haben in Deutschland in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Das zeigt das deutsche Jahr der Biosphärenreservate 2009. das UNESCO-Programm "Der Mensch und die Biosphäre" globale Forschungsprogramme, beispielsweise zur biologischen Vielfalt, dem Thema des Internationalen Jahres der Vereinten Nationen 2010.
In Deutschland gibt es 15 UNESCO-Biosphärenreservate. Mit dem ehrenvollen Titel „Biosphärenreservat“ sind aber auch Ansprüche an die umweltgerechte Entwicklung des Gebietes verbunden. Charakteristisch für Biosphärenreservate ist die Untergliederung in drei Zonen, die in Bundes- und Landesrecht umgesetzt werden mussten. Die Umsetzung dieser Ansprüche wurde unter Federführung des Ministeriums für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz erarbeitet und 2007 als "Landesverordnung über den „Naturpark Pfälzerwald“ als deutscher Teil des Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen beschlossen.
Von den insgesamt 310.000 Hektar des Biosphärenreservates liegen 178.000 Hektar im deutschen Teil (Naturpark Pfälzerwald). Davon sind 70% als Zone für dauerhaft umweltgerechte Entwicklungen und Nutzungen (Entwicklungszone) ausgewiesen. In der Entwicklungszone steht die Erzeugung und Vermarktung von umweltschonend produzierten Waren und Dienstleistungen im Vordergrund. Rund 28% sind als Zonen für naturschonende Wirtschaftsweisen (Pflegezonen) ausgewiesen, in denen die landschaftliche Vielfalt, hervorgebracht durch jahrhundertelange Bewirtschaftung der Flächen durch den Menschen, erhalten werden soll. Dazu gehört zum Beispiel die Offenhaltung von Wiesentälern, die ohne Zutun vom Wald zurückerobert würden.
2,1% der Fläche des Biosphärenreservates (3.739 ha) sind Zonen für die natürliche Entwicklung (Kernzonen), in denen die Natur ohne menschliche Eingriffe „freie Hand“ erhält und sich eine regelrechte Wildnis entwickeln wird. Lediglich in festgelegten Bereichen können in einer letzten Übergangszeit noch naturfremde Nadelhölzer wie Douglasie, Weymouthskiefer, und auch Fichte entnommen werden. Besonderer Schutzzweck der Kernzonen ist es , einen vom Menschen weitestgehend unbeeinflussten Ablauf der natürlichen Prozesse zu gewährleisten und hierüber die Eigendynamik natürlicher oder naturnaher Ökosysteme einschließlich der Böden und Gesteine sowie der sich daraus ergebenden Vielfalt an Lebensräumen, Tieren und Pflanzen auf Dauer zu schützen (§4 Schutzzweck in der Landesverordnung). Die Kernzonen sollen daher vom Menschen möglichst nicht mehr betreten werden und so der Natur, aber auch der Forschung als Vergleichsräume und beispielsweise auch als Genreservoir für nachfolgende Generationen dienen.
Auch die Stadt Kaiserslautern, deren südlicher Stadtwald Teil des Biosphärenreservats ist, hatte Flagge gezeigt und die Kernzone „Humberg“ in die Liste der Kernzonen aufnehmen lassen. Die Kernzone Humberg besteht aus den drei Teilbereichen Pauschruhe, Letzbach und Humberg und hat eine Flächenausdehnung von etwa 77 ha.
- Wo genau liegt eigentlich die Kernzone Humberg im Stadtwald?
- Welche Auswirkungen hat die Ausweisung als Kernzone auf die Forstwirtschaft und damit auch auf den Stadtsäckel?
- Wie hat sich die Kernzone seither entwickelt und wie wird es weitergehen?
- Kommt der Naturschutz zu seinem Recht?
- Was muss der Waldbesucher wissen und beachten?
Zu vielen Fragen wollen das Forstamt Kaiserslautern und der NABU Kaiserslautern und Umgebung interessierten Bürgern eine Antwort geben. Sie laden am Dienstag, den 21.09.2010 um 17:30 Uhr zu einer gemeinsamen Wanderung um die Kernzone am Humbergturm mit Erläuterungen zum Konzept des Biosphärenreservats ein. Referentin ist Frau Dr. Fenkner-Gies, die Leiterin des Forstamtes Kaiserslautern. Treffpunkt ist der Parkplatz am Bremerhof. Im Anschluss ab ca. 20:00 Uhr ist ein gemeinsamer Ausklang im Bremerhof als Kombination mit dem Monatstreff September des NABU Kaiserslautern vorgesehen. Dazu sind Gäste ebenfalls herzlich eingeladen.