Rettung für den „Opel-Wald“
Abschluss mit einem lachenden und einem weinenden Auge
September 2022. Der Schutz des Gebietes ist gesichert. Im gesamten nördlichen Bereich wurden sehr viele Kästen als Nisthilfen für Singvögel, Waldkauz, auch Kästen für Wespen oder Hornissen oder auch für Fledermäuse aufgehängt. Während der gesamten Bauphase von Amazon oder durch die Stadtentwässerung wurde im nördlichen Bereich ein größerer Teil mit Amphibienzäunen geschützt.
Mit umfangreichen Baumaßnahmen hat die Stadtentwässerung den Wasserrückhalt und ein möglichsthohes Einstauen im nördlichen Gebiet geplant und umgesetzt. Und nach derm trockenen Sommer 2022 haben die dann einsetzenden Niederschläge auch sofort gezeigt, dass die Maßnahmen weitgehend gut funktionieren. Der Wasserstand war wie geplant - relativ hoch. So weit, so gut.
Leider sind diese Baumaßnahmen aus unserer Sicht allerdings sehr üppig dimensioniert und somit selber ein enormer Eingriff in die mit der Maßnahme zu schützende Natur. Das bestätigt unseren bisherigen Eindruck der Planungen durch die Stadtentwässerung: statt einen Kompromiss mit möglichst wenig Eingriffen, Zurückhaltung bei technischen Bauwerken im Rahmen des Möglichen, möglichst wenig Verluste durch technische Bauwerke, wurde offensichtlich der optimalen Technik und bequemen Erreichbarkeit bei Wartungsarbeiten die Priorität eingeräumt. Unbestritten: Wasserrückhalt und Sicherheit sowie mögliche Haftungsprobleme der Stadtentwässerung bei extremen Starkregenereignissen wurden bestimmt optimal gelöst. Aber vielleicht hätte man das Optimum bei der umgesetzten Lösung auch bei einem geringeren Eingriff finden können. Das wäre allerdings zu Lasten der bequemen Erreichbarkeit mit einer breiten, geschotterten Straße für extrem schwere Wartungsfahrzeuge quer durch das zu schützende Gelände gewesen.
Das Fazit: Der dauerhafte Schutz des nördlichen Bereichs mit hohem Grundwasserstand, feuchten bis nassenoder sogar offenen Wasserfflächen, des Waldbereichs mit alten Eichen und Buchen und des südlichen Trockengebietes freut uns sehr und ist ein Erfolg des Naturschutzes und auch unseres langjährigen, intensiven Engagements. Leider sind die Baumaßnahmen für den Wasserrückhalt sehr groß ausgefallen. Die gesamte Umsetzung im zu schützenden Teil des „OPEL-Waldes“ gibt Anlass zur Hoffnung, dass sich die Natur im direkten Umfeld der Eingriffe wieder erholt und mit den vielen besonderen Arten von nass bis trocken erhalten bleibt.
Fotos vom 02.09.2022 (Anklicken vergrößert):
Naturschutzfachlich wichtigste Flächen sind vorläufig gerettet
2021. Große Bereiche des Waldgebiets westlich von OPEL wurden für ein neues Industrie- und Gewerbegebiet gerodet. Seit 2008 engagiert sich der NABU in zahlreichen Exkursionen, bei Gesprächen mit Behörden und Politik, im Umweltausschuss und im Naturschutzbeirat, damit die naturschutzfachlich wertvollsten Flächen erhalten und geschützt werden. Die vom NABU als Kompromiss am 11.04.2015 vorgeschlagene Fläche mit dauerhaftem Schutz der für den Artenschutz wichtigsten Bereiche und stattdessen Rodung der ökologisch minderwertigeren Bereiche nördlich der Straße wurde überwiegend so übernommen.
Die Rettung der alten Baumbestände, der besonderen Feuchtflächen mit hohem Grundwasserstand und der trockenen Bereiche im Süden sehen wir als großen Erfolg für den Naturschutz. Für die hervorragende Zusammenarbeit und Unterstützung bedanken wir uns bei der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Kaiserslautern und für die richtigen Entscheidungen bei den beteiligten Lokalpolitikern im Stadtrat, Bauausschuss und Umweltausschuss.
Sorge bereitet uns auch weiterhin, ob es gelingt trotz der großflächigen Bebauung im Nordosten den Grundwasserstand auf der verbliebenen Fläche so hoch zu halten. Wir hoffen, dass die Grundwasserbewegungen nicht erheblich gestört werden und das Regenwasser auf der zukünftig versiegelten Fläche durch wirkungsvolle Auflagen im Bebauungsplan weiter im Gebiet versickern wird.
Was bisher geschah
Das Gebiet westlich des Werksgeländes von OPEL gehörte überwiegend der Firma OPEL. Es war im bisherigen Flächennutzungsplan als Erweiterungsfläche für OPEL vorgesehen und als Industrie- und Gewerbefläche ausgewiesen.
Da diese damals geplante Nutzung seit inzwischen über Jahrzehnte nicht umgesetzt wurde, konnten sich in diesem Gebiet unterschiedliche, außergewöhnliche Lebensräume mit zahlreichen seltenen Arten entwickeln. Eine Besonderheit ist auch die räumliche Nähe des wohl letzten Niedermoores im Stadtgebiet mit einem alten, außergewöhnlichen Eichen- und Buchenwald und mit sandigen Trockenlebensräumen im Süden des Gebietes. Auch bei der Flora gibt es im Gebiet außergewöhnliche Raritäten wie beispielsweise ein Vorkommen der Rauschbeere im nordwestlichen Bereich, die es in der Region so nicht wieder gibt.
In 2008 hat der NABU mitbekommen, dass für das Gebiet westlich von OPEL ein Bebauungsplan aufgestellt werden sollte. Da wir diese Fläche nicht kannten, haben wir am 27.04.2008 zu einer Exkursion eingeladen: Exkursion in den „OPEL-Wald” 2008. Diese Exkursion und ein faunistisches Gutachten über zahlreiche geschützte, dort noch vorkommende Tier- und Pflanzenarten bewirkten, dass wir uns seitdem gegenüber Politik und Verwaltung für den Schutz der herausragenden Teilflächen eingesetzt haben.
Am 11.04.2015 folgten über 40 Vertretern von Stadtrat, Umweltausschuss, Bauausschuss und Naturschutzbeirat der Einladung des NABU zur Besichtigung: Ortsbegehung des Waldgebietes westlich von OPEL am 11.04.2015. Die Einladung wurde von den Naturschutzverbänden GNOR, Naturfreunde, Pollichia, BUND und SDW unterstützt. Grund war vor der in der folgenden Woche vorgesehenen Stadtratssitzung auf die Schutzwürdigkeit des Gebietes aufmerksam zu machen.Weitere Informationen finden Sie in der am 30.03.2015 vom NABU erstellten Einladung zur Ortsbegehung des Waldgebietes westlich von OPEL: 150330_Einladung_Exkursion_OPEL.pdf (458,0 KiB)
Hierdurch ist es uns gelungen, dass der Beschluss vertagt wurde und die Planung mit besserer Berücksichtigung des Naturschutzes sehr sorgfältig überarbeitet wurde. Der Bebauungsplan wurde am 18.03.2019 vom Stadtrat beschlossen. Den umfangreichen und guten Informationen zum Artenschutz und zu Ausgleichsfestsetzungen finden Sie hier:
04. Umweltbericht 9 MB (Bewertung der Flächen / Bestände ab Seite 39)
05. Fachbeitrag Artenschutz 6 MB
06. FFH_Vorprüfung 2 MB
Für den NABU ist neben der gründlichen, den Naturschutz gut berücksichtigenden Gebietsauswahl insbesondere die Menge und Qualität der Sicherungs- und Ausgleichsmaßnahmen ein großer Erfolg. Bei der nun ausgewählten Fläche freuen wir uns, dass der ältere Buchenbestand im Süd-Westen des Planentwurfs von 2015 nun nicht mehr gerodet wird. Für die sehr gute Zusammenarbeit danken wir der Naturschutzbehörde der Stadt Kaiserslautern.
Fotos der Exkursion 2019:
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