Stellungnahmen und Klage des NABU Kaiserslautern als anerkannter Naturschutzverband für eine Umweltverträglichkeitsprüfung mit Alternativenprüfung und für die Öffentlichkeitsbeteiligung
Es kam zu einer Klage
Der NABU hatte am 03.09.2012 einen Eilantrag gegen die vorzeitige Genehmigung von 47ha Waldfläche und Klage wegen der Nichtdurchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung mit Öffentlichkeits- und Verbandsbeteiligung beim Verfahren für den Neubau eines US-Hospitals bei Weilerbach eingereicht. Die Klage erfolgte gemeinsam mit dem Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND).
Diese Entscheidung hatten die Verantwortlichen beim NABU-Landesverband Rheinland-Pfalz, beim NABU Weilerbach und beim NABU Kaiserslautern und Umgebung einstimmig nach einem sorgfältigen Meinungsfindungsprozess getroffen. Es war uns nicht leicht gefallen. Für uns ist eine Klage die letzte Möglichkeit die Rechte des Naturschutzes einzufordern, wenn alle anderen Formen der Verfahrensbeteiligung ausgereizt sind. Dies war in diesem Vorgang leider der Fall, denn das Verteidigungsministerium hatte auf Antrag des US-Militärs in einem Bescheid am 02.08.2012 entschieden, dass mit den Bürgern der Region und den anerkannten Naturschutzverbänden erst gar nicht gesprochen werden sollte.
Der Naturschutzbund (NABU) hat satzungsgemäß die Aufgabe sich für die Belange der Natur einzusetzen. Dafür haben die anerkannten Naturschutzverbände vom Gesetzgeber auf allen Ebenen (Land, Bund, EU) besondere Rechte. Im Gegenzug erwartet die Bevölkerung auch, dass wir unsere Aufgabe als Anwalt der Natur (im Rahmen unseres überwiegend ehrenamtlichen Engagements) bestmöglich wahrnehmen.
Naturschutzfachlich ist das gesamte Gelände als sehr bedeutsam anzusehen:
10 Fledermausarten (alle RL)
20 Libellenarten
Wildkatze, nachgewiesen 2 verschiedene, nicht verwandte Tiere, ein landes- und bundesweit bedeutender Wanderweg für die Wildkatze und somit für die Arterhaltung durch genetischen Austausch sehr wichtig
Es war zwar eine Umweltverträglichkeitsstudie gemacht worden, aber erst durch die eingereichte Klage haben Bürger und Öffentlichkeit die Möglichkeit zur Einsicht in diese Unterlagen bekommen. Erwartungsgemäß war diese Studie nicht vollständig, insbesondere die Problematik der Wildkatze hatte fast völlig gefehlt. Zudem ging es den Naturschutzverbänden auch darum durchzusetzen, dass sich die beteiligten Behörden an die geltenden Umweltgesetze halten.
Die Naturschutzverbände haben den Eilantrag vor Gericht gewonnen
Am 20.11.2012 hatte das Verwaltungsgericht Neustadt in einem von BUND und NABU angestrengten Eilverfahren entschieden, dass der Verzicht auf eine Umweltverträglichkeitsprüfung mit Öffentlichkeitsbeteiligung für die Rodung von 47 ha Wald am geplanten Standort des neuen US-Hospitals bei Weilerbach rechtswidrig ist. Das Bundesverteidigungsministerium hatte zu diesem rechtlich eindeutig begründeten Urteil keine Berufung eingelegt und seinen beklagten Bescheid zum Ausschluss der Öffentlichkeitsbeteiligung und keine UVP durchzuführen zurückgezogen.
Einleitung einer rechtmäßigen Umweltverträglichkeitsprüfung
Nachdem als Grund für den unrechtmäßigen Bescheid und während der Korrespondenz zur Klage vom Bundesverteidigungsministerium permanent die Eile des Projektes betont wurde, dauerte es nach dem deutlichen Erfolg der Klage überraschend fast 6 Monate, bis die Projektträger aktiv wurden und mit den Vorbereitungen der notwendigen UVP begannen.
Erst mit Einladung vom 18. Mai 2013 wurden die beim Bauvorhaben betroffenen Behörden (und erfreulicherweise auch die Naturschutzverbände) zu einem Scoping-Termin eingeladen. Dabei sollte unter Zusammenarbeit aller Fachbehörden am 03.06.2013 beraten werden, was denn bei der Umweltverträglichkeitsprüfung für das gesamte Projekt (Hochbau, Strassenbau, Lärm, Staub, Bauabwicklung, ...) alles zu prüfen sei.
Da wir im ehrenamtlichen Naturschutz aufgrund anderer Termine (Beruf und Familie) nicht mit unseren Fachleuten vollständig dabei sein konnten, bekamen die Naturschutzverbände dankenswerter Weise die Möglichkeit innerhalb von zwei Wochen nach dem Scoping die aus ihrer Auffassung notwendigerweise zu untersuchenden Sachverhalte einzureichen.
Die Anforderungen des NABU vom 14.06.2013 für den Untersuchungsrahmen der UVP finden Sie bei den Downloads unten auf dieser Seite.
Verbesserungen im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP)
Durch die von uns auf dem Klageweg erreichte Durchführung von Öffentlichkeitsinformation und einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) wurde in 2013 eine UVP erstellt. Die Untersuchungen, insbesondere aber auch die darin enthaltenen Berücksichtigungen und Ausgleichsmaßnahmen von Eingriffen und Verlusten für die Natur, waren nun weitaus besser, als die in 2012 vorgelegte Umweltverträglichkeitsstudie.
Von Ende Oktober bis zum 12.12.2013 hatten nun die Bevölkerung, aber auch die Umweltverbände die Möglichkeit im Rahmen einer Stellungnahme weitere Anmerkungen, Lob, Kritik und Verbesserungsvorschläge vorzutragen.
Wir, der NABU Rheinland-Pfalz e.V., haben das in Abstimmung mit den NABU-Gruppen NABU Kaiserslautern und Umgebung und NABU Weilerbach getan. Viele davon finden Sie in unserem Beitrag zum Scoping vom 14.06.2013.
Fazit
Als Fazit beurteilt der NABU Kaiserslautern die Ergebnisse aus Klage und Beteiligung positiv.
Da es zu keinem Zeitpunkt in unserer Absicht lag einen Hospital-Neubau grundsätzlich zu verhindern oder irgendwie gegen die Stationierung der amerikanischen oder NATO-Streitkräfte zu agieren, zählen nur die erreichten Verbesserungen für den Naturschutz:
Die Untersuchungen des vorher Vorhandenen wurde deutlich verbessert.
Die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen wurden deutlich verbessert.
Für die Wanderwege und den Lebensraum der Wildkatze wurden Ausgleichsmaßnahmen geplant und ein Monitoring der dort lebenden oder durchziehenden Wildkatzen beauftragt. Das Ergebnis steht allerdings noch aus (Stand 2019)! Dies wurde uns vom LBB Landstuhl bis heute nicht vorgelegt!
Eine insgesamt plausible Prüfung von Alternativen wurde gemacht und erklärt.
Die Information der Bevölkerung zum Eingriff und zum Vorhaben wurde erheblich besser.
Einige Meilensteine der NABU-Arbeit zum US-Hospital: